Contentious Non-Compliance with Pandemic Response

Projektleitung: Oliver Nachtwey und Robert Schäfer
Projektbearbeitung: Johannes Truffer, Arthur Buckenleib, Nadine Frei, Max Kaufmann
Projektlaufzeit: 1.4.2023-31.3.2026
Finanziert durch: Schweizer Nationalfonds (SNF) im Rahmen des NFP 80
SNF-ID: 408040_210122

Über das Forschungsprojekt

Die in der COVID-19 Pandemie erlassenen Verhaltensvorschriften zum Schutz vulnerabler Bevölkerungsgruppen stiessen in mehreren, wenngleich nicht allen europäischen Staaten auf Protest. Gerade in den deutschsprachigen Ländern erwies sich die in der Folge etablierte Protestbewegung als ausgeprägt und langlebig. Hierbei bildeten sich neue, alltägliche Formen des Protests heraus, wie etwa die Weigerung Masken zu tragen oder sich zu impfen. Wir definieren dieses Ensemble alltäglicher Proteste gegen das Pandemieregime als "Contentious Non-Compliance" (CNC). CNC kann als eine Form der Contention verstanden werden, die Praktiken des Widerstands gegen Verhaltensanweisungen an eine Lebensform integriert. Im Gegensatz zu strukturell-induzierten Formen der Non-Compliance (die z.B. durch ein niedrigeres Bildungsniveau, Sprachbarrieren oder diskriminierende Erfahrungen bedingt sind), hat CNC einen dezidiert politischen Charakter. Das Forschungsprojekt «Contentious Non-Compliance with Pandemic Response» setzt die umfangreiche Coronaprotestforschung am Lehrstuhl für Sozialstrukturanalyse fort.

 

Methoden

Das komparativ angelegte Forschungsprojekt ist in zwei Teile gegliedert, einen international- und einen interregional-vergleichenden Teil. Das Projekt verfolgt ein Mixed-Methods-Design.

Im international-vergleichenden Teil werden einerseits die strukturellen Voraussetzungen der Länder mit ausgeprägten Protestbewegungen analysiert, sowie andererseits die politischen Prozessfaktoren beleuchtet, die den Protestverlauf beeinflussten. Die Methode des Vergleichs liefert hierbei wichtige Ansatzpunkte, die die international sehr ungleich ausgeprägten Proteste zu erklären vermögen.

Im interregional-vergleichenden Teil werden einerseits die politischen Möglichkeitsstrukturen und der zeitliche Verlauf der Proteste am Schweizer Fall analysiert und andererseits vertiefte Fallstudien mit unterschiedlichen Gemeinden in der Schweiz durchgeführt. Damit sollen die regionalen Aspekte von CNC in den Fokus gerückt werden.

Grafik 1
Grafik 2

Hintergrund der Untersuchung

Das Projekt wurde im Rahmen des nationalen Forschungsprogramms NFP80 mit dem Titel «COVID-19 in der Gesellschaft» vom Schweizerischen Nationalfonds mit 490,044.– CHF gefördert. Das Projekt beginnt am 01.04.2023 und wurde für drei Jahre bewilligt.

 


Vorstudien zum Forschungsprojekt

Auswertung der Studie

Aus der Mittelschicht, eher älter und akademisch gebildet – das sind die typischen Merkmale der Angehörigen der Protestbewegung gegen die Coronamassnahmen in Deutschland und der Schweiz. Die Gegner sind in sich heterogen, aber nach rechts offen und vom politischen System stark entfremdet. Dies sind vorläufige Ergebnisse eines empirischen soziologischen Forschungsprojekts an der Universität Basel, das sich auf die Auswertung von über 1150 Fragebögen stützt.

Weitere Auskünfte: Prof. Dr. Oliver Nachtwey, E-Mail: sozialstruktur-gw@clutterunibas.ch

Über das Forschungsprojekt

Im Forschungsprojekt »Politische Soziologie der Corona-Proteste« werden am Institut für Soziologie an der Universität Basel die aktuellen Coronaproteste in der Schweiz und in Deutschland empirisch untersucht. Ziel der Untersuchung ist es, die Motivation, Werte und Überzeugungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Kundgebungen, Aktionen und Demonstrationen, die sich gegen die coronabedingten Maßnahmen, wie zum Beispiel Maskenpflicht, richten, herauszuarbeiten. Das Forschungsprojekt nimmt damit eine wachsende Community und ihre Kritik an den bestehenden Maßnahmen in den Blick. Dafür wird u.a. ein direkter Kontakt mit den Beteiligten an Coronaprotesten aufgenommen, um ihre Sichtweise zu befragen und zu repräsentieren.

Methoden

Um diese neuen Proteste umfassend untersuchen zu können, wird im Forschungsprojekt ein empirischer Ansatz (Mixed-Methods) verfolgt. Dazu gehören folgende Methoden:

  • Quantitative Online-Umfrage: Mit einer quantitativen Online-Umfrage sollen möglichst viele Personen angesprochen werden, die durch dieses einfache Instrument ihre Motivation, Überzeugungen und persönliche Meinung kundtun können. Eine zuvor durchgeführte Recherche hat Themen, die mit den Coronaprotesten in Verbindung gebracht werden, erfasst. In die Umfrage wurden eine Reihe von Aussagen aufgenommen, die in den Medien über die Bewegung genannt werden. Die quantitative Untersuchung ist mittlerweile abgeschlossen. Die Ergebnisse werden in den nächsten Wochen ausgewertet und auf dieser Seite veröffentlicht.
  • Ethnographische Beobachtungen: Mittels ethnographischer Beobachtungen an Demonstrationen und Kundgebungen wird vor allem die Stimmung und die wichtigsten Themenfelder aufgenommen und anschließend beschrieben. Dazu gehören auch Gespräche mit den TeilnehmerInnen an Protesten vor Ort, um gleichzeitig das Anliegen des Forschungsprojekts bekannt zu machen.
  • Qualitative Interviews: In vertiefenden qualitativen Interviews werden einige TeilnehmerInnen dieser Proteste, aber auch SympathisantInnen, die bislang noch nicht auf Demonstrationen waren, befragt. Es werden offene Leitfadeninterviews geführt, die aufgenommen und im Anschluss transkribiert werden. Gemäß den Standards qualitativer Sozialforschung werden die Interviews strikt anonymisiert, das heißt, die Identität der Befragten ist im Nachhinein nicht festzustellen.
  • Dokumentenanalyse: Ein weiterer Fokus zielt auf bereits bestehende Dokumente wie zum Beispiel Flyer, Websites und Bücher, die in der Community der Coronaproteste als relevant angesehen werden. Damit soll ergänzend deutlich werden, welche Inhalte und Informationsquellen den TeilnehmerInnen an den Coronaprotesten zur Verfügung stehen und innerhalb der Community diskutiert werden.

Hintergrund der Untersuchung

Es handelt sich um ein Forschungsprojekt am Institut für Soziologie an der Universität Basel unter der Leitung von Prof. Dr. Oliver Nachtwey, Dr. Robert Schäfer und Dr. Nadine Frei. Das Projekt ist am Arbeitsbereich von Prof. Dr. Oliver Nachtwey angesiedelt. Die erhobenen Daten werden nur für wissenschaftliche Zwecke verwendet und nicht an Dritte weitergegeben. Die Forschung folgt strengsten Kriterien des Datenschutzes. 

Publikationen