Dissertationsprojekt Simon Schaupp (betreut durch Prof. Dr. Oliver Nachtwey)
Das Projekt untersucht, wie Interessenskonflikte bei der Umsetzung der Programmatik einer „Industrie 4.0“ deren konkrete Ausgestaltung beeinflussen. Diese als Produktionspolitik (Burawoy) im Modus des Technologischen verstandene Aushandlung wird anhand einer qualitativen Fallstudie zur Implementierung digitaler Prozesssteuerung analysiert. Im Zentrum steht dabei der Zusammenhang zwischen den drei Ebenen, auf denen diese Technopolitik stattfindet: Erstens die institutionelle Ebene, auf der die Zukunftsvision „Industrie 4.0“ von Unternehmen, Gewerkschaften, staatlichen Akteuren und Wissenschaft ausgehandelt wird. Zweitens die Ebene der Implementierung dieser Utopie, auf der konkrete Technologieentwicklung und manageriale Versuche zu deren Umsetzung angesiedelt sind. Und drittens die Ebene der handlungspraktischen Aneignung der implementierten Technologien im Arbeitsalltag. Dabei wird davon ausgegangen, dass Logiken der Technikimplementierung meist mit Logiken der handlungspraktischen Aneignung von Technik konfligieren. Denn auf allen drei Ebenen ist die Aushandlung darüber, was „Industrie 4.0“ sein soll geprägt von widerstreitenden Interessen. Eine zentrale Frage der Studie ist dabei, inwiefern Beschäftigte durch eine ‚Technopolitik von unten‘ – in Form von institutioneller Repräsentation aber auch in Form von widerständigem Handeln auf dem Shop-Floor – industrielle Digitalisierungsprozesse beeinflussen können. So soll die Utopie einer kybernetisch sich selbst regulierenden Produktion in ihren produktionspolitischen Kontext gerückt werden. Um diese Technopolitik in ihren diskursiven und nichtdiskursiven Formen erfassen zu können, wird eine Methodentriangulation aus teilnehmenden Beobachtungen, qualitativen Interviews und Dokumentenanalysen in Anschlag gebracht.